thoughts

And I give it all away

Hallo, meine Lieben,

über Promi-Tode zu schreiben oder einfach um sie zu trauern, ist grenzwertig. Das ist mir und euch vermutlich auch vollkommen bewusst. Wer von euch kannte den zu betrauernden denn ernsthaft? Wer kann etwas großartiges über den Künstler erzählen, was man nicht auf Wikipedia wiederfindet?

Doch geht es uns wirklich darum? Geht es darum, die großen Fakten auf den Tisch zu bringen, oder geht es darum, etwas zu fühlen. Trauer, Wut, Fassungslosigkeit.
Als ich Donnerstag Abend Langeweile hatte und sie mir, wie so oft auf Facebook vertrieb, traf mich auf einmal ein Schlag. Mein Herz zerbrach binnen Sekunden, Tränen schossen mir in die Augen. Ich konnte es nicht fassen, wollte es nicht fassen.

i hate when you say you don’t understand. i want to be in the energy, not with the enemy – a place for my head

Chester Bennington hat meine Kindheit, meine Jugend und auch mein jetziges Ich geprägt. Und ich rede hier noch nicht einmal davon, wie sehr die Musik von Linkin Park mein Musikverständnis und meine Liebe zur Musik beeinflusst hat. Ich rede davon wie diese Stimme und diese berührenden Text mein Herz bewegt haben, mich bewegt haben.

Ich rede nicht mit meinem Fangirling Herzen, mit meiner Groupie-Liebe als damalige Jugendliche, wie ich Chester auf der Bühne anschmachtete. Rede davon, wie er, seine Stimme, seine Musik, seine Texte mich berührt haben. Ich rede davon, wie Lieder wie „Crawling“ und „A Place for my Head“ mich wachgerüttelt haben, meine Sinne geschärft und offen für Musik gemacht haben, die bewegt. Wie ich angefangen habe, Texte zu hinterfragen und mich vielleicht dort wiederzufinden.

all I want to do is be more like me and be less like you.

Ich erinnere mich daran, wie ich meinen ersten Urlaub fast ausnahmslos im Hotelzimmer verbrachte, um „Numb“ auf MTV sehen zu können, nonstop. Ein kleines Stück zuhause, ein kleines Stück verstanden werden – von jemanden, der mich garnicht wirklich kennt. Mitsingen, mit dem innigsten Wunsch, diesem Menschen helfen zu können, vielleicht auch mir, in einer Zeit, die mich bis heute geprägt hat.

Damals wusste ich, es ist nicht einfach Kind zu sein, es ist nicht einfach Teenager zu sein. Und heute weiß ich, es ist nicht einfach Mensch zu sein. Mensch  mit moralischen Werten, mit Empathie und Nächstenliebe. Nicht in der heutigen Zeit und eigentlich auch zu keiner anderen Zeit.
Auch, wenn es uns ziemlich fern ist, wenn wir keine Berührungspunkte haben, Depressionen sind allgegenwertig, sind immer da, auch wenn wir sie nicht sehen. Redet mit euren Liebsten, wie ich es hier geschrieben habe.  Zeigt Stärke für sie und für euch. Seid da, nicht nur in den guten Zeiten.

Ich sitze hier, schreibe diese Worte. 5 Tage hat es gedauert, es zu realisieren und vorallem in Worte zu fassen was ich empfinde. Empfinde für jemanden den ich nicht wirklich kenne, der mich aber zu kennen scheint, in meine Seele blicken und meine dunkelsten Gefühle verstehen zu können. Er hat den Emotionen vieler Menschen eine Stimme geliehen, vielleicht sogar einer ganzen Generation geholfen, sich verstanden zu fühlen.
Ich sitze hier, schreibe diese Worte über den größten Helden, den die Musikgeschichte der 90er aus dem Nichts erschaffen hat. Hier sitze ich und weine. Weine aus Dankbarkeit, dass ich den Aufstieg aus dem Nichts miterleben konnte. Weine aus Trauer um den Verlust des Menschen, der uns die Einsamkeit genommen hat.

Danke, Chester, dass du mich zu dem gemacht hast, was ich bin. Danke, dass ich sein darf, wer ich bin. Ich danke dir, dass ich mich nie alleine fühlen musste.

b

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2 Comments

  1. mar isa

    25/07/2017 at 19:15

    Chester war einfach … eine Legende …
    Ich bin nach wie vor erschüttert über diesen plötzlichen Verlust :/
    ich kann nachvollziehen, dass dich seine Texte / Musik so bewegen…
    RIP!:'(

  2. Sarah

    28/07/2017 at 16:18

    Wow! Ein sehr emotionaler und einzigartiger Post!
    Da war wirklich ein Schock! Und ich habe ihn noch ein paar Wochen vorher auf dem Hurricane live erleben dürfen! Dafür bin ich so dankbar!

    Liebst, Sarah von Belle Mélange

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